Noch Sommer – und doch schon Rückzug
Für viele Menschen ist der August ein Hochsommermonat. Für die Bienen dagegen ist er der Beginn vom Ende der aktiven Saison.
Die große Sammelzeit ist vorbei, die Blüte nimmt spürbar ab, und auch im Bienenstock beginnt ein leiser Wandel: Das Volk verkleinert sich systematisch.
Ein Prozess, der für Außenstehende oft unsichtbar ist – aber für Imker:innen zu den wichtigsten Beobachtungspunkten im Jahr zählt.
🔄 Der natürliche „Völkermord“: Ein dramatisches Wort für einen logischen Vorgang
In Imkerkreisen hört man manchmal scherzhaft den Begriff „Völkermord“ – gemeint ist damit: Das Bienenvolk reduziert seine Größe bewusst und biologisch gesteuert, um den Winter überleben zu können.
Denn: Ein Sommerbienenvolk kann aus 40.000–60.000 Tieren bestehen. So viele Mäuler (bzw. Rüssel) kann ein Bienenstock im Winter unmöglich versorgen. Also beginnt jetzt ein Umschaltprozess:
- Die Königin reduziert die Eiablage (bis sie im Herbst fast ganz aufhört)
- Die Brutfläche wird kleiner
- Die Sommerbienen sterben – nach 4–6 Wochen Lebenszeit
- Es werden fast nur noch sogenannte Winterbienen aufgezogen
🧬 Was ist der Unterschied zwischen Sommer- und Winterbienen?
Sommerbienen leben kurz – sie sind Sammelarbeiterinnen, Flugbienen, Verteidigerinnen. Ihr Körper ist auf Hochleistung getrimmt.
Winterbienen dagegen sind echte Überlebenskünstler:
- Sie leben bis zu 6 Monate lang
- Sie fliegen nicht – sondern überwintern im Stock
- Sie produzieren Wärme durch Muskelzittern
- Sie versorgen im Frühjahr die erste neue Brut
Ihre Ausbildung beginnt im August. Alles, was jetzt im Bienenstock passiert, ist also Vorbereitung auf das nächste Jahr.
🍂 Weniger Blüte, weniger Sammelflüge
Auch draußen verändert sich die Landschaft:
- Die Haupttracht ist vorbei
- Nur noch wenige Pflanzen blühen: Wiesenkräuter, Sonnenblumen, Buchweizen, evtl. Waldtracht
- Viele Felder sind abgeerntet, Wiesen abgemäht, Bäume verblüht
Das bedeutet: Die Bienen fliegen weniger, finden weniger Nektar – und müssen mit dem auskommen, was bereits eingetragen oder zugefüttert wurde.
Was macht der Imker im August?
Für uns Imker:innen ist der August eine Zeit der Beobachtung und Vorbereitung:
- Futterkontrolle: Reicht das Eingetragene + das bisher Zugefütterte für den Winter?
- Zweite Fütterungsrunde: Viele Völker brauchen jetzt noch 5–8 kg Futterzugabe.
- Varroabehandlung: Nach der Honigernte beginnt die Bekämpfung der gefährlichsten Bienenseuche.
- Brutentwicklung beobachten: Wie stark ist das Volk? Wie viele Winterbienen werden noch aufgezogen?
Jetzt entscheidet sich, welche Völker es schaffen – und welche Unterstützung brauchen.
💡 Wusstest du, dass...
- ...ein Bienenvolk im August bis zu 1.000 Bienen pro Tag verliert – einfach durch Alterung?
- ...Winterbienen ab etwa Mitte/Ende August herangezogen werden und keine Sammelflüge mehr machen?
- ...ein zu großes Volk im Winter verhungern könnte, wenn es nicht schrumpft?